Sonntag, 1. September 2013

Aber es ist doch Sonntag!

Über meine Oma gibt es viele Geschichten zu erzählen. Bei den meisten weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Ein bisschen vergesslich ist sie, die alte Dame. Manchmal auch ein bisschen mehr als nur ein bisschen. Vor ein paar Wochen saßen Oma, Mama und die Studentin zusammen im Café, ich habe von meinem bevorstehenden Umzug erzählt. Oma war etwas irritiert, ich erklärt ihr - zum gefühlt fünfzigsten Mal - dass ich wegziehe, um zu studieren. Dann habe ich ihr mein Indianerehrenwort gegeben, dass ich ihr eine Postkarte schreibe.

Die Postkarte habe ich geschrieben, sie ist angekommen, Oma war ganz stolz und hat sie Mama gezeigt. Mama meinte zu Oma, sie könne mich ruhig mal anrufen, um sich zu bedanken.

Heute klingelt um 12:15 das Handy, auf dem Display steht Oma.
Sie: Ja, hier ist deine Oma! Danke für die schöne Karte, die hab ich mir hier hingestellt, damit ich sie immer ansehen kann!
Ich: Gern geschehen! Wie gehts dir denn?
Sie: Ja, gut. Stör ich dic beim Essen?
Ich: Nein, nein, du störst nicht.
Sie: Wann kann ich dich denn erreichen?
Ich: Naja... jetzt zum Beispiel...
Sie: Aber es ist doch SONNTAG!*
Ich: Na und?
Sie: Naja, ich versuchs dann unter der Woche nochmal.
Ich bin gespannt, wann sie sich wieder meldet. Und trotz allem hab ich sie lieb.

Auf die Kommunikation!

* Selbst die vierface typografische Hervorhebung wird ihrer Aussprache und Betonung des Worts nur ansatzweise gerecht.

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