Mittwoch, 9. Oktober 2013

Gibt es noch andere Bewerber?

Oder: Auf der Suche nach einem Mitbewohner

Als ich gerade in Tel Aviv unterwegs war, klingelte mein Handy. Der Mitbewohner war am anderen Ende, teilte mir mit, dass er zum Oktober ausziehen werde, um sein Glück in Berlin zu finden. Ja, aus allen deutschen Uni-Städten führen Einbahnstraßen nach Berlin. Dass er auf Jobsuche sei und bei Erfolg wohl ausziehen würde, hatte er mir schon bei meinem Einzug gesagt. Seine Ankündigung kam daher nicht unbedingt überraschend, war aber auch nicht das, was ich mir für meinen Urlaub gewünscht habe.

Der Mitbewohner hat sich dann darum gekümmert, eine Anzeige auf einem einschlägigen WG-Portal zu schalten, und innerhalb von zwei Tagen erreichten uns mehr als vierzig Anfragen. Klar, die Lehrveransaltungen gehen in einer Woche los und noch immer sitzen überall im Land Studenten mehr oder weniger auf der Straße. Mit ungefährt zwanzig Leuten habe ich dann für diese Woche Besichtigungstermine ausgemacht und hoffe nun, dass jemand dabei ist, mit dem ich gerne die nächsten Semester eine Wohnung teilen möchte.

Unter den Bewerbern sind viele Erstis, die natürlich noch wenig Erfahrung haben, was die WG-Suche angeht. Da war ich, wie ich schon schrieb, nicht anders. Besonders goldig fand ich einen, der mich fragte, ob es denn außer ihm noch andere Bewerber geben. Nein, natürlich bist du der einzige Interessent für ein tageslichtdurchflutetes 21-qm-Zimmer mit Parkettboden in zentraler Lage!

Bis jetzt hätten heute schon drei Kandidaten vorbeikommen sollen. Aufgetaucht ist - niemand. Das ist allerdings eher weniger mein Problem, denn ich werde das Zimmer auf jeden Fall los, und bei denen, die bisher zur Besichtigung hier waren, waren auch einige dabei, denen ich zusagen würde. Ärgerlich ist es trotzdem, den ganzen Tag in der Wohnung zu sitzen und vergeblich auf die Leute zu warten. Wahrscheinlich ist das Karma schuld, denn als ich in Frankreich war, bin ich auch zu einem Besichtigungstermin einfach nicht erschienen. What goes around, comes around.

Schön, nach mehreren WG-Marathons mal auf der anderen Seite zu sitzen. Die Leute kommen rein, schauen sich das Zimmer sagen, spulen alle das gleiche Repertoire an Sätzen ab, und dann wird mir klar, dass es genau die Sätze sind, die ich auch schon in so vielen Wohnungen von mir gegeben habe. "Schön, wirklich, und so hell", "Das ist ja echt super zentral", "Ja, Interesse hätte ich auf jeden Fall." 

Und endlich kann ich auch die Frage stellen, die ich bei WG-Besichtigungen immer so schwierig finde - "Und was machst du sonst so?" Ja, was soll man groß machen. Wenn wir ehrlich sind, haben doch die wenigsten von uns ein aufregendes, erwähnenswertes Hobby. Zum Glück sind meine Gesprächspartner bei dieser Frage ähnlich ratlos wie ich. Vielleicht sollte ich mir eine Alternativfrage zulegen, auf die man eher eine sinnvolle Antwort zu geben weiß.

Auf die studentische Wohnungsnot!

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