Montag, 9. September 2013

Alle Germanisten sind Sprachpäpste

Oder: Wider das Vorurteil!

Im Wintersemester habe ich in der Romanistik eine Hausarbeit geschrieben und war hinterher zur Einsichtnahme und Besprechung bei der Dozentin. Wir sind die inhaltlichen Kritikpunkte zusammen durchgegangen und kamen dann zu einem Punkt, wo sie mir einen Kommafehler angestrichen hatte. "Frau Studentin, ich glaube, da müssen Sie ein Komma setzen. Aber Sie sind ja Germanistin, Sie wissen das sicherlich besser als ich", sage sie dann. Ob dort wirklich ein Komma fehlte, weiß ich bis heute nicht.

Ja, ich bin Germanistin, und ja, ich bin firm, was Rechtschreibung und Zeichensetzung angeht. Aber das eine und das andere* haben miteinander nicht unbedingt etwas zu tun. Es gibt viele Germanistikstudenten, denen die Orthographie Probleme bereitet, während es ebenso Informatiker, Mediziner oder Biologen gibt, die die Rechtschreibung einwandfrei beherrschen. Eine gute Rechtschreibung ist in der Germanistik sicherlich wichtig, aber das Germanistikstudium allein macht mich nicht zu einer Autorität in Sachen präskriptiver Norm. Wir werden im Bachelor nicht zu Bastian Sicks ausgebildet, die durch die Stadt laufen und über jedes Deppen Leerzeichen den Kopf schütteln, und wir sind auch keine Deutschlehrer, die dafür verantwortlich sind, dass die nächste Generation fehlerfrei schreiben kann.

Ja, ich korrigiere gerne deine Hausarbeit oder deine Bewerbung. Aber nur, wenn deine Bitte nicht mit "Du bist doch Germanistin..." beginnt ;)

Auf den Duden!

* Ich gebe zu, dass ich mir bei der Groß- und Kleinschreibung unsicher war und schnell das Wörterbuch konsultiert habe.

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